Dienstag, 9. September 2014

Herbstzeit ist Sammelzeit!

Achja, und wieder ist ein Jahr vergangen.... Wie schnell, merke ich heute, als ich beim Spazieren an den Kastanienbäumen im Park vorbeikomme. Der Boden ist übersät mit ihren Früchten. Das stürmische Wetter der letzten Tage muss sie herabgeschüttelt haben. Die habe ich doch neulich erst aufgelesen, schießt es mir durch den Kopf. Aber nein, nichts zu machen, das ist schon ein ganzes Jahr her...
 
Kurzerhand falte ich meinen Schal zum Beutel und sammle die rot glänzenden Schätze auf, eins nach dem anderen. Es sind so viele, dass ich sie gar nicht alle mitnehmen kann. Und je schwerer mein Beutel wird, je mehr Dreck sich unter meinen Fingernägeln sammelt, desto mehr macht sich ein ganz besonderes Gefühl in mir breit. Ein Gefühl, als würde man einen guten Freund nach langem wieder treffen. Ein Gefühl von kindlicher Freude, Zufriedenheit und Glück. Das fühle ich immer, wenn ich einer Tradition folge, die etwas mit den Jahreszeiten zu tun hat. Kastanien sammle ich erst seit letztem Jahr. Doch jetzt schon fühlt es sich so an, als hätte ich es schon immer getan. Die Kastanien setzen einen weiteren Eckpfeiler in mein Jahresrad. Wenn sie fallen, weiß ich: Der Sommer ist vorbei, jetzt kommt die gemütliche Jahreszeit.
 
Natürlich sind Kastanien nicht das einzige, was im Herbst gesammelt werden kann. Auf dem Rückweg halte ich Ausschau nach Haselnüssen und Bucheckern, die Schätze meiner Kindheit. Auch eine fremde Nuss in wunderlich zerzaustem Gehäuse finde ich. Zuhause muss sie noch bestimmt werden.

Am Wochenende geht es in den Wald, auf Pilzjagd. Auch erste Hagebutten werde ich pflücken, dieses Jahr vielleicht für einen Likör. In meiner Kindheit war ich oft mit meinen Eltern im Wald. Aus Hagebutten haben wir kleine Tiere geformt, Bucheckern haben wir vom Boden weg genascht. Für mich war die Natur im Herbst zum Überquellen voll und im wahrsten Sinne des Wortes greif-bar. Jetzt konnte ich mir bei meinen Streifzügen draußen immer die Jackentaschen vollstopfen. Das meiste landete zuhause dann auf der Fensterbank oder im Regal. Direkt neben den Muscheln vom letzten Sommerurlaub und den Edelsteinen meines Vaters.
 
 
Etwas ganz Besonderes war auch immer das Walnuss-Sammeln. Auf unserem Grundstück stand ein alter Baum, der jeden Herbst mit dumpfen Fallgeräuschen seine Früchte abwarf. Dann hieß es für uns Kinder immer Raus in den Garten und Nüsse sammeln bis der Korb voll ist! Hmmm, und der Geruch beim Aufheben der Nüsse.... Die süßlichen Nussschalen, das würzig-modrige Laub und die feuchte Erde... Ein bisschen kam man sich vor wie Sterntaler, während man die grünen Kugeln von der Erde auflas. Wir stopften sie schnell und gierig in unsere Körbe, denn jeder wollte die meisten Kastanien mit nach Hause bringen. Meist war es beim Aufsammeln schon ganz schön kühl. Wir pusteten Atemwölkchen in die Luft und bekamen klamme Finger.  Ab und zu fiel uns beim Sammeln noch eine Nuss auf den Kopf. Na, danke, liebe Kastanie!
 
Dieses Jahr werde ich auch zum ersten Mal Esskastanien sammeln. Direkt beim Parkeingang steht ein großer Baum, der schon seit längerem jedem Besucher seine Früchte entgegen streckt. Ich weiß nicht, wann es soweit ist. Aber diesmal will ich dabei sein, wenn sie fallen. Der Gedanke an geröstete Maronen an kalten Herbstabenden ist einfach zu verlockend...
 
Ja, wie ihr seht, hat mich die Sammelwut gepackt. Deshalb nehme ich zum Spazieren ab jetzt immer einen Beutel mit. Wer weiß, was alles so am Boden oder am Strauch auf mich wartet. Herbstfrüchte stecken ja auch voller Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente. Für unsere Vorfahren waren sie eine wichtige Nahrungsquelle für den bevorstehenden Winter. Es wäre doch schade, diese Geschenke einfach liegen zu lassen, oder?

Was sammelst du denn so im Herbst?

9 Kommentare:

  1. Hallo Maren,

    im Herbst bricht bei mir auch die Sammelleidenschaft aus. Schon in Kindertagen war es bei uns eine schöne Tradition, Esskastanien zu sammeln und vorher einen langen Waldspaziergang zu machen. Die Kastanien essen wir allerdings immer roh. Besser gehts nicht *mjam*

    Darüber hinaus haben wir ein Apfelfeld, zu welchem wir jedes Jahr einen Spaziergang machen. Auf dem Weg zum Feld kommen wir dann unweigerlich an einigen Buchen vorbei und sammeln dabei die Bucheckern. Allerdings schaffen es die Bucheckern oft nicht bis nach Hause *gg*. Ja und dann sind da noch die Wallnüsse, an denen wir es auch nie vorbei schaffen, ohne die Beutel voll zu machen, da die Bäume ebenfalls in unmittelbarer Nähe unseres Feldes stehen.

    Und dann sind da noch die Rosskastanien, die ich jedes Jahr für meine Herbstdeko sammele. Ohne wäre sie einfach nicht komplett.

    Liebe Grüße
    Sjel

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Ach, das klingt ja alles ganz ähnlich wie bei mir. Komm doch mal auf nen Herbstspaziergang vorbei ;-)

      Löschen
  2. Kastanien kann ich auch nie widerstehen - die sind bei mir ganz eng mit meiner Kindheit verknüpft, aus vielen Gründen. Sammeln tu ich bei Gelegenheit auch noch Nüsse, Bucheckern, Hagebutten, Kräuter und Streuobst und das ganze Jahr über Sneckenhäuser, Federn und schöne Steine.

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Witzig, dass Kastanien für so viele zu den Kindheitserinnerungen dazugehören. Da kann sie sich ja geehrt fühlen ;-)

      Löschen
  3. Da sprichst du mir aus tiefster Seele. Jetzt im Herbst kann ich die Geschenke der Natur noch viel weniger liegen lassen als sonst. Nüsse, Äpfel, Birnen, Kornelkirschen, Kastanien und heute auch Eicheln (habe mal den Eichelkaffee ausprobiert) wandern im Herbst in meine Tasche. Die andern machen sich gerne lustig, dass ich in meinen Jackentaschen immer kleine Tüten mit dabei habe. Man kann ja nie wissen, was man so findet ;-)

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Eichelkaffee, super Idee! Da muss ich mein Sortiment doch gleich mal erweitern. Wie machst du den? Ach, ich würd gern eine Tasse mit dir trinken, Miri :-)

      Löschen
    2. Erst mal braucht man Eicheln ohne Würmli (gar nicht so einfach heuer). Die schält man, zieht die innere Haut ab (wie bei Mandeln), zerkleinert sie und wäscht die Stückchen mehrfach mit Wasser, um die bitteren Stoffer herauszuspülen. Dann kann man sie rösten. Wenn man Lust und das nötige Equipment hat, kann man sie noch schon fein mahlen. Den Kaffe kocht man, indem man die gerösteten Eichelstückchen mit Wasser aufkocht und abfiltert. Schmeckt zwar gar nicht wie Kaffee, sondern eher wie Malzkaffee, aber trotzdem ganz lecker.

      Für dich würde ich auch ein paar Tässchen extra machen ;-)

      Löschen
  4. Hallo,

    also ich sammele ebenfalls Kastanien, Eicheln, Bucheckern und Blätter. Ich bastele gerne daraus Herbst- Deko, vor allem mit meinem Kind. Ich pflücke auch gerne Hagebutte. Beim letzten Spaziergang haben mein Mann und mein Kind sich mit Bucheckern vollgestopft. Da ist Zuhause nichts angekommen.

    Ich möchte demnächst mit den Sachen noch einen schönen Herbstkranz gestalten.

    Am letzten WE war ich Äpfel und Birnen sammeln..(öhm..pflücken)...

    Der Herbst ist schon was schönes.

    In diesem Sinne
    Schönes Wochenende und liebe Grüße
    Naja

    AntwortenLöschen
  5. Das Sammeln von Kastanien.
    Auch für mich eine Kindheitserinnerung. Und diese habe ich gestern an meine kleine Tochter weiter gegeben. Ein wirklich wunderschönes Gefühl, wenn man beobachtet mit welcher Begeisterung die kleinen Kinderhände ganz flink die Schätze der Bäume einsammeln. Und so nicht nur den Lauf der Jahreszeiten vor Augen hat, sondern auch den des eigenen Lebens ☺

    AntwortenLöschen

Hier kannst du kommentieren...

Related Posts Plugin for WordPress, Blogger...