Donnerstag, 1. Mai 2014

Maifeuerliche Grüße

Ein fröhliches Beltane euch allen!
Spontan bin ich gestern Abend noch zu einem Maifeuer gefahren. Ich habe lange keins mehr gesehen und habe mich sofort pudelwohl gefühlt in der Nähe der Flammen. In Hamburg selbst konnte ich leider keines ausfindig machen, aber auf den Dörfern gibt es noch recht häufig Feste für die Gemeinschaft mit einem Feuer, das durch die Freiwillige Feuerwehr betreut wird. Natürlich ist ein solches Fest lange nicht mehr das, was ein Maifest ursprünglich mal gewesen ist. Die Menschen tummeln sich an Fressbuden und Bierständen, das Feuer ist offiziell für die Kinder gedacht und auch nur die trauen sich, ihrer Freude Ausdruck zu verleihen und um die lodernden Flammen herumzutollen.
 
 
Aber was soll's! Als moderner Mensch mit altem Glauben im Herzen ist man es ja gewöhnt, unter der Oberfläche nach Resten vergangener Zeiten zu suchen. Und diese dann so gut es geht zu genießen. Also habe ich mich komplett auf das Feuer konzentriert und versucht, alles andere auszublenden. In der Nähe spielte eine Band, vor der sich tanzende Menschen tummelten. Auch ein schönes Überbleibsel der alten ekstatischen Walpurgisnacht.
Maibäume konnte ich leider keine sehen, aber die werden die jungen Männer ja auch erst heute Nacht aufgestellt haben. Aus meinem Heimatdorf kenne ich die Tradition des Maibaumaufstellens sehr gut. Als Jugendliche habe ich mich stark davon distanziert, weil dieser Brauch zu einem öffentlichen Besäufnis der Dorfjugend pervertiert war und das Krönen der Maikönigin zu einem abschätzigen Bewerten der Mädchen nach den Kriterien "Bauch, Beine, Po".
Was ich aber immer sehr schön fand, war das Bild, das sich mir darbot, wenn ich am Morgen des 1. Mais von meiner eigenen durchfeierten Nacht wieder zurück ins Dorf kam: In die sonst eher langweilig-spießige Fassade der dörflichen Häuserreihen gesellten sich nun lauter weiß-grüne Birken, an denen bunte Bänder im Wind flatterten. Diese farbenfrohen Geschenke liebe ich bis heute sehr. Schon als Jugendliche wusste ich von der sexuellen Symbolik, die hinter der Maibaum-Tradition stand und freute mich insgeheim, dass ich meinen eigenen Spaß an dem bunten Spiel hatte, während ich den Junggesellen so gar nichts abgewinnen konnte...
 
 
Witziges Bild: In der Ferne verblasst ein Kirchturm, im Vordergrund lodert ein heidnisches Feuer :-) So etwas finde ich immer ganz fabelhaft. Die Christianisierung hat offiziell vor langer Zeit das Heidentum überlagert, aber bis heute führen die Menschen ohne es zu wissen Beltaneriten fort -wenn auch nur rudimentär, aber sie bleiben bestehen!
 
 
Auf dem Rückweg durch die Dörfer sehe ich überall kleine Feuerchen in den Gärten und auf Feldern aufblitzen. Das berührt mich am meisten. Ich kann mir spontan vorstellen, wie es wohl zu alten Zeiten hier gewesen sein muss. Die Bauern auf den Feldern zündeten Feuer an, opferten Mutter Erde Milch, schmückten sich mit Blumen, sprangen über die Flammen und ließen sich vom Paarungsfieber der Tierwelt anstecken. Es ist doch wunderbar, dass noch etwas sichtbar übrig geblieben ist von diesen alten Riten...Hier scheint das Feueranzünden eine große Tradition zu haben. Sofort fühle ich mich mit der Region verbunden und beheimatet. Wo Menschen Beltanefeuer anzünden, kann es nicht so verkehrt sein, denke ich.
 
Mitgerissen von der magischen Atmosphäre des Feuers habe ich mich gestern Abend noch mit einer lieben Freundin für das nächste Beltane verabredet. Wir wollen es gemeinsam auf Burg Satzvey verbringen. Vor ein paar Jahren haben wir das schon einmal versucht, sind aber enttäuscht wieder zurückgekehrt, weil es regnete, a***kalt war und kein Feuer gemacht werden durfte. Nächstes Jahr werde ich aber vielleicht das erste Mal ein Beltane erleben, das der ursprünglichen Atmosphäre so nahe kommt, dass ich nicht lange unter der Oberfläche graben muss. Das wäre zauberhaft!

3 Kommentare:

  1. Ein schöner Post von dir :0)

    Und ihr fahrt nach Satzvey? Das ist nicht weit von uns :0)

    Liebe Grüße
    Sjel

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  2. Die Maibaumtradition gibt es im Norden irgendwie nicht, denke ich. Meine Schwester, die in Köln wohnt, hat mir heute davon erzählt, mir war's komplett neu...

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  3. Oooh, ja, große Feuer haben sowieso schon ihre Faszination, und wenn dann noch die Beltanenacht dazukommt...

    Ich hab vor einigen Jahren mal in Berlin ein Maifeuer mitangesehen, das stieß mir aber übel auf. Drauf saß halt eine Strohfigur, wie das ja oft der Fall ist. Aber die Atmosphäre war halt so, dass alles nur wollte, dass die Hexe (so war die Figur auch aufgemacht) brennt - nicht, dass ein Opfer gebracht wird, oder dass etwas als Symbol für etwas Negatives verbrannt wird oder so. Nein, die Hexe muss brennen, und alles was ich gesprührt hab war gebündelte Oberflächlichkeit und (so dumm es klingt) Hass gegen diese Strohfigur. Die Leute hätte man so wie sie da standen auch neben nen damaligen Scheiterhaufen stellen können -.-

    Naja, in Tschechien hab ich ein schönes Maifeuer erlebt (da waren die Leute von Anfang an zu betrunken, um irgendwelche negative Atmosphäre aufkommen lassen zu können, ich frag mich eignetlich, wie die das Feuer überhaupt noch angezündet bekamen ^^). Das war in der Nähe von Prag, und man sah in der Ferne noch mehrere weitere Feuer auf den Hügeln *_*

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