Mittwoch, 19. März 2014

Adé Energievampir!

Ich bin gerade sehr stolz auf mich. Eben habe ich einer Freundin, von der ich mich oft habe  "aussagen" lassen, klipp und klar ins Gesicht gesagt, dass ich keinen Kontakt mehr mit ihr haben will. Ich habe oft und viel, sehr viel Zeit damit verbracht, ihre Probleme mit ihr zu wälzen. Ich war der klassische Zuhörer/Ratgeber, hatte aber selbst nicht viel von der Beziehung. Irgendwann habe ich gemerkt, dass es mir überhaupt nicht gut tat, ihr zuzuhören. Vor allem, weil sie auf positive Blickwinkel und Ratschläge nicht reagiert hat. Ich hatte das Gefühl, sie braucht das Leid in ihrem Leben und möchte eigentlich gar nichts ändern. Deshalb kamen ihre Probleme immer in ähnlicher Weise wieder und ich habe wieder in ähnlicher Weise stundenlang versucht, ihr zu helfen. Das tat mir gar nicht gut, zumal ich ja nach einer positiven Lebenseinstellung strebe.

Solche "Energievampire" (böses Wort, aber so fühlt es sich tatsächlich an, finde ich) hatte ich schon häufig in meinem Leben und übernehme dafür voll und ganz die Verantwortung. Ich bin gerne die Freundin, die gut zuhören und gute Ratschläge geben kann. Ich fühle mit den Menschen mit und helfe ihnen gerne. Und ich ziehe sicher auch ein Stück Selbstwert aus dieser Beziehung. Aber eben nur bis zu einem gewissen Grad. Wenn jemand nur noch von sich redet und ich merke, dass es ihr überhaupt nicht um mich als Person geht, kein ehrliches Interesse vorhanden ist, sondern einfach nur jemand gebraucht wird, bei dem sie alles abladen kann, dann ist bei mir eine Grenze erreicht. Und diese Grenze kann nur ich selbst ziehen, denn leider merken viele Menschen von selbst nicht, wann eine Beziehung ins Ungleichgewicht kippt.

Ich spüre diese Grenze ganz stark bei einseitiger Kommunikation. Ich selbst würde von mir sagen, dass ich auf ein ungefähres Gleichgewicht der Redezeit in einem Gespräch bedacht bin. Ich frage oft nach, wie es dem anderen geht, was bei ihm gerade so los ist und zeige mit Fragen Interesse an dem, was er gerade so plaudert. Wenn jemand das bei mir nicht macht, sondern ganz eindeutig nur von sich erzählen möchte (mal ist das ja voll ok, nur eben nicht, wenn es zur Regel wird), dann merke ich, wie ich nach und nach immer müder werde. Es fühlt sich an, als wenn ich immer mehr Energie abgezogen bekäme. Oft fange ich dann an zu seufzen und tief Luft zu holen, ohne dass ich es direkt merke. Das ist ein Warnzeichen für mich, dass eine Grenze überschritten ist. Dann weiß ich, dass ich nun etwas für MICH tun muss, damit ich wieder ins Gleichgewicht komme. Oft lege ich dann auf (wenn ich telefoniere) oder fange an, stur das Gespräch auf mich zu lenken. Aber das befriedigt mich nicht. Ich brauche eine respektvolle, wechselseitige Kommunikation.

Jedenfalls habe ich lange Zeit meine Grenzen erstens nicht richtig erkannt und mich zweitens nicht getraut sie zu ziehen. Das lerne ich immer noch. Und deshalb war dieser Schritt heute etwas Besonderes für mich. Es ist mir nicht leicht gefallen und sofort hatte ich Schuldgefühle. Denn natürlich wollte meine (ehemalige) Freundin das nicht einfach so hinnehmen, sondern forderte eine Erklärung und fing an zu diskutieren und leider auch mich zu beleidigen...Aber ich habe in mir drin eine laute Stimme gehört, die sagte: Zieh das jetzt durch, tu es für DICH! Und nach dem ersten Schrecken und den weichen Knien nach dieser Konfrontation ging es mir richtig gut. So ein ganz deutliches "Nein, ich will dich nicht" habe ich noch nie über die Lippen bekommen. Konfrontation und Ablehnung ist etwas, das ich gar nicht gut aushalte. Aber es war ganz wichtig für mich, denn in diesem "Nein" steckte auch ein "Ja", ein "Ja" zu mir selbst.

12 Kommentare:

  1. Wow da kannst Du wirklich sehr stolz auf Dich sein. Mir geht es da ganz genau so wie Dir nur hab ich nicht den Mut meine Klappe endlich mal aufzumachen.
    Du bist einfach Großartig liebe Maren. Drück Dich ganz dolle
    Vanessa

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    1. Danke, liebe Vanessa :) Ich hab mich auch ganz schön überwinden müssen. Du schaffst das auch!

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  2. Das klingt jetzt vielleicht blöd, aber herzlichen Glückwunsch zu dem Schritt.
    Es ist nicht leicht, einem solchen Vampir klar zu sagen, was man denkt und ihm letztlich den Rücken zu kehren. Aber wenn man diesen Schritt einmal gewagt hat, fühlt man sich am Ende besser.
    Ich brauche auch immer sehr lange bis ich einseitige Beziehungen beende, aber wenn ich es tue, bereue ich nichts.
    Liebe Grüße
    Sjel

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  3. Diese Energievampiere kenne ich auch. Ich war bisher zu schwach direkt den Kontakt zu beenden... Leider. Also herzlichen Glückwunsch zu dem großen Schritt :)

    Beste Grüße,

    Kivi

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    1. Das scheint wirklich vielen so zu gehen... Ich hoffe, ich werde jetzt in Zukunft besser meine Grenzen ziehen können. Und du ganz bestimmt auch irgendwann! LG

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  4. Glückwunsch, ist es nicht wirklich befreiend?!?
    Beleidigungen? Dann war es aber wirklich aller höchste Zeit,
    Dir deine Zeit ohne SIE einzuteilen.....
    Aus der Erfahrung kann ich sagen, es wird nicht einfacher,
    aber nun weist Du ja, was dich erwartet - Frei(e)zeit ☼
    und die ist es wirklich wert♥

    Herzliche Grüße
    Silberweide

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    1. Danke, liebe Silberweide! Die Beleidigungen waren nicht von der üblen Sorte, sie hat aus verletztem Stolz ein wenig gefaucht ;) Aber da war es mir bereits egal und konnte mich nicht mehr treffen. Hach, jetzt ist Durchatmen angesagt! LG

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  5. Liebe Maren,

    während des Lesens verspürte ich, auch wenn das mal wieder komisch klingt, einen Stolz auf dich in mir hoch steigen. Keinen Neid, sondern das Gefühl, welches einen dazu bringt „Hut ab“ zu sagen.
    Denn was die meisten Menschen vergessen oder ihnen gar nicht bewusst ist: Eine Freundschaft ist auch eine Beziehung. Ob ich nun eine Liebesbeziehung mit einem Mann (in meinem Falle) habe, oder eine freundschaftliche Beziehung mit jemand anderem, es ist und bleibt eine Beziehung. Meist klingen Freundschaften, wenn man sich nichts mehr zu sagen hat oder sich anödet einfach aus, aber es gibt einfach auch Fälle, da muss man die Bremse ziehen und aussteigen. Da dies aber ungewöhnlich ist, ist es eben auch genau so schwer! Gebe ich mir die Konfrontation oder sage ich einfach immer mal wieder, dass ich nicht kann, keine Zeit habe o.ä.
    Fairer und richtig ist es so, wie du es gemacht hast. Vielleicht lernt diese (Ex) Freundin nicht bereits jetzt daraus, aber wenn sie nochmals und nochmals eben dies erzählt bekommt, wird sie es vielleicht! Und das du Schuldgefühle hast, ist zwar unnötig, macht dich aber liebenswert ;)

    Zur eigenen Sache im Bezug auf „Quasseln bis der Arzt kommt“: das ist mein Problem... ich quassel ständig dazwischen, weil mir dazu was einfällt und meine Freunde müssen (und sollen) mich dann auch bitte immer unterbrechen, weil – wie ich hier ins Spanien herausgefunden habe – das die spanische Art ist und ich anscheinend keinen Knall habe, sondern eben das in der Kinderstube beigebracht bekommen habe o_O
    Jemanden unterbrechen und eigene Anekdoten einbringen bedeutet (nicht nur bei mir) echtes Interesse.... auch das kann für den Zuhörer/Widerstreiter (hähä) anstrengend sein und evtl. falsch ankommen... Nervt mich total, weil ich mich tierisch für andere Leute interessiere und manchmal den letzten Nerv koste. Daher hoffe ich, dass ich nicht so schlimm bin wie der Vampir ;)

    Herzliche Grüße
    Kerry

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  6. Hallo Kerry, dein Kommentar kam irgendwie zweimal hier an, ich habe einen gelöscht, nicht wundern^^

    Ja, da sagst du was. Vielredner können auch nichts für ihr Vielreden. Ich habe auch nach wie vor sehr gute Freunde, die einfach viel reden ohne dass sie sich selbst regulieren können. Das ist halt Typsache. So wie manche mit sehr ruhigen Menschen ungern Unterhaltungen führen, fühlen sich manche mit "Quasslern" unwohl ;) Ich komme damit manchmal gut klar und manchmal weniger. Solange ich aber merke, dass ehrliches Interesse an meiner Person besteht, versuche ich mich, soweit es mir gut tut, auf den anderen einzustellen. Ich finde aber auch, dass es einen Unterschied zwischen stark "ich-bezogenen" Menschen und temperamentvollen Menschen gibt. Ich habe zum Beispiel eine spanische Freundin, die auch viel unterbricht und erzählt, aber genau so leidenschaftlich MIR Rede-Zeit einräumt. Bei meiner ehem. Freundin war es anders, sie kreist wirklich sehr stark um sich selbst. Naja, man hat das wahrscheinlich im Gespür, was gut und was schlecht für einen ist... Liebe Grüße an dich!!

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  7. Schön, dass Du für Dich eingestanden bist. :-))

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  8. Bravo! =D
    Ich glaube früher oder später machen wir alle diese Erfahrung bzw. erkennen wir, was vor sich geht und im besten Fall ziehen wir die dem entsprechenden Schlüsse. Habe ich Ende letzten Jahres auch getan und es bisher nicht bereut. Im Gegenteil: Ich finde wenn man diesen Schritt erst einmal gemacht hat, dann fallen einem häufig immer mehr bestätigende Gründe auf, dass es dringend notwendig gewesen ist...

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