Sonntag, 16. Dezember 2012

Rauhnächte

Bald ist es wieder so weit. Die Zeit "zwischen den Jahren" bricht an, draußen ist es ungemütlich und rauh und drinnen hat man das Gefühl, sich schon nicht mehr im jetzigen Jahr zu befinden, aber auch noch nicht im neuen angekommen zu sein. Ich erlebe die Tage zwischen Weihnachten und Neujahr immer als herausgehoben aus dem normalen Alltagskontext, als langsamer und besinnlicher. Früher glaubte man, dass an diesen Tagen nicht nur der Schleier zwischen altem und neuen Jahr, sondern auch zwischen der Welt der Lebenden und der Welt der Toten sowie zur nicht materiellen Welt allgemein sehr dünn sei. Die Wilde Jagd tobte draußen umher und wer sich zu lange draußen aufhielt oder sich verirrte, lief Gefahr, von ihr mitgerissen zu werden.

Vor einer Woche habe ich mir dieses kleine Buch über Weissagungen, Bräuche und Rituale zu den Rauhnächten gekauft. Auch wenn die geschichtlichen und religiösen Zusammenhänge und Hintergründe für meinen Geschmack etwas zu kurz kommen, sind doch ein paar schöne Ideen und Anregungen dabei. Die Autorinnen nennen als Richtwert vier Aktivitäten, für die sich die "Anderszeit" zwischen Wintersonnenwende und Dreikönigstag ganz besonders eignen:

1. Sich dem Dunkeln stellen und 2. ein Licht im Dunkeln bewahren: Zwischen den Jahren glaubte man lange, dass die Tore zu den Anderswelten offen seien und somit allerlei nicht irdische Wesen umherspukten, wohlgesinnte wie andere. Früher hatte man große Ehrfurcht vor diesen Wesen, stellte ihnen zur Besänftigung eine Schale Milch vor die Tür und eine Kerze ins Fenster -Ich muss da immer an  Astrid Lindgrens Tomte Tummetott denken ;-). Im übertragenen Sinne schlagen die Autorinnen (und auch Vicky Gabriel in ihrem Buch "Der alte Pfad") vor, sich während dieser dunklen Zeit einmal mit den "dunklen" Seiten der eigenen Psyche auseinandersetzen. Statt sich mit Licht und Trubel abzulenken, könnte man jenen Persönlichkeitsanteilen etwas Raum gewähren und sie schließlich "besänftigen", die sonst von Alltag, Konsum und Co überdeckt werden: Ängste, nicht verarbeitete Ereignisse des letzten Jahres etc.

3. Orakeln, Weissagen und Vorausschauen: Meine Lieblingsbeschäftigung für die Rauhnächte :-) Da die Tore zu den Anderswelten offen sind, sind diese Tage und Nächte wie geschaffen für einen Blick in die Zukunft mit den vielfältigsten Orakelmethoden. Ich habe bereits ein paar Lieblingsorakel und bin schon sehr gespannt. Einmal habe ich die Träume aller zwölf auf Weihnachten folgenden Nächte notiert, die repräsentativ für die zwölf folgenden Monate stehen sollen. Es ist ganz erstaunlich, wie viel sich in meinen Träumen über das nächste Jahr bereits angekündigt hatte!

4. Raum für die "Mondzeit" schaffen: Generell kann man die Zeit zwischen den Jahren dem "Mondigen" in sich selbst widmen. Ist der Alltag sonst geprägt von der Sonne (Aktivität, Leistung, Glanz, Äußerlichkeit usw.), kommen die Attribute des Mondes häufig zu kurz (Passivität, Genießen, Innenschau, Intuition, Tiefe, Erholung, Spiritualität, Sinnlichkeit usw.).

Ich werde vor allem den ein oder anderen Brauch zwischen den Jahren ausprobieren und hier meine Erfahrungen schildern!

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