Montag, 8. Juli 2013

Flüsterndes Gras und warme Erde

 
Wie wahrscheinlich alle in Deutschland, habe auch ich dieses traumhafte Sonnenwetter am Wochenende gebührend genutzt. Mein Liebster und ich haben einen spontanen Wochenend-Trip nach Sankt Peter-Ording gemacht, an den weitläufigsten Sandstrand, den ich kenne.
Sankt Peter Ording, das ruft in mir sofort den Geruch von Salzwassser und das Geräusch von Barfuß-Schritten auf Holzstegen hervor....



So ein kilometerlanger Steg führt durch eine Graslandschaft und die Dünen direkt an den Sandstrand runter. Der ist schon wirklich toll, so groß und weit und das Meer ist wild und  rauh. Aber der absolut schönste Or für mich sind die vor den Dünen gelegenen Salzwiesen. Sie gehören zum Nationalpark und sind absolut naturbelassen. Trotzdem darf man sie durchstreifen, Achtsamkeit vorausgesetzt. Die meisten interessieren sich (zum Glück) gar nicht für diesen Teil des Strandes, sondern wollen direkt ans Meer. Also ist man mit sich und dem Gras so gut wie alleine.


Noch am Abend unserer Ankunft sind wir eingetaucht in das grüne Paradies. Sofort reichen einem die Gräser bis zur Hüfte, manche überragen einen sogar. Hier ist es deutlich ruhiger als am Strand. Das Geräusch des Windes, der durch die hohen Gräser streift und sie zum flüstern bringt, die schreienden Schwalben und Seemöwen über unseren Köpfen -sonst nichts.




Ich strecke die Hände aus und berühre die Grashalme, die sich im Wind biegen. Hmmmm, es ist, als würde ich einem alten Freund die Hand zur Begrüßung reichen.

Wir ziehen die Schuhe aus und laufen barfuß über die warme Erde und das weiche Gras. Sobald meine nackten Fußfsohlen die Erde berühren, habe ich das Gefühl, "anzudocken" an die Natur um mich herum.  An einer Stelle hat die Sonne die Erde besonders erwärmt. Dort mache ich meine Lieblingsübung: Ich stelle mir vor, wie Wurzeln aus meinen Fußsohlen tief in die Erde wachsen und wie mein Oberkörper zur Baumkrone wird. Sanft schaukle ich im Wind hin und her. Nichts kann mich umwerfen, so verbunden wie ich jetzt mit der Erde bin. Ich bin Teil dieser Landschaft, bin einfach nur da und schwinge mit der Umgebung mit... 
Wir laufen neugierig weiter und erkunden das Moor. Lustige, gummiartige Pflanzen luken an den kleinen Wasserstellen hervor. Gleich nebenan wächst wilder Klee, der seine rosafarbenen Blüten gen Himmel streckt. Auch sie sind sonnenhungrig, wie wir!



Wie Kinder tollen wir umher, setzen uns ins hohe Gras, um von der Lanscchaft verschluckt zu werden und springen über kleine Gräben eines Wasserlaufs, der sich schlangenförmig durch die Weiden schlängelt.
 


Wie viele unterschiedliche Gefühle es gibt an den Füßen, während wir so durch die Landschaft streifen... Mal spüre ich leicht kratzendes Gras, dann wieder die glatte Oberfläche langer Halme, mal flauschiges Moos, mal kühle, von Wasser triefende Stellen, mal von der Hitze aufgebrochene, schuppig-rauhe Erde, mal weichen Lehm, der mich sofort an meine Arbeiten mit Ton erinnert....


Auf einmal macht es ein schmatzenden Geräusch und ich stehe mitten drin in einem kleinen Tümpel, die Füße sind ordentlich eingesaut. Macht nichts, jetzt bin ich ganz und gar ein Kind dieser Landschaft -ein Matsch-Kind, das nicht auf Sauberkeit achtet und wild durch Lehm und Wasser tollt. An einer Stelle muss ich Anlauf nehmen, um auf die andere Seite eines Graben zu springen. Ich zögere nicht, bin mutig und springe rüber. Auch wenn der Graben nicht sehr tief und die Ufer nicht weit auseinander stehen, habe ich das Gefühl, eine unerschrockene Abenteurerin zu sein, die jede Hürde nimmt^^



Immer wieder bleiben wir stehen und umarmen uns. Glücklich sind wir hier, so mitten drin im Nirgendwo ohne Lärm und Hektik. Wie schön es ist, dass auch er es hier genießt und sich spontan anfreundet mit diesem Fleckchen Erde. Er bleibt gerne stehen, schließt die Augen und hält die Nase in den Wind. Immer wieder setzt er sich hin und genießt die Stille und die sanften Geräusche des Windes. Da kullert mir eine Muschel vor die Füße, die noch beide ihrer Hälften besitzt. Ein schönes Symbol! Wir kommen der Natur ganz nah hier draußen und gleichzeitig kommen wir auch uns selbst wieder nahe. Danke, liebes Land!

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