Mittwoch, 12. Juni 2013

Rückblick: 5 Tage auf dem Land


Die letzten 5 Tage habe ich bei meinen Eltern auf dem Land verbracht, in der Nähe von Bonn. Hier komme ich hin, wenn ich dringend mal raus muss aus der Stadt, wenn ich mal eine Auszeit von den vielen Menschen, den lauten Straßen, den Werbeplakaten, dem Baulärm, den genervten Gesichtern und engen Fußgängerwegen brauche. Aber auch, wenn schwere Entscheidungen anstehen oder der Druck und Stress vergangener Tage auf mir lastet, ist das der perfekte Ort, um mal wieder die Seele baumeln zu lassen. Dann setze ich mich in den Zug und habe nach ca. 4-5h endlich einen weiten Himmel über mir und ein ruhiges Plätzchen auf der Wiese meiner Eltern unter mir...


 
In der Stadt habe ich meine Füße meistens in komofortable weiche Sohlen gepackt, damit ich in den Büroschuhen einigermaßen schmerzfrei laufen kann. Trotzdem stoßen meine langen Zehen vorne an und meine Knöchel reiben am Leder. Glückliche Füße fühlen sich anders an!

Bei meinen Eltern auf dem Land habe ich sie endlich mal wieder aus ihren engen Galoschen befreit und bin konsequent barfuß gelaufen. Hach, tut das gut, die kühle Erde auf der Haut zu spüren, die stoppelige Wiese, Kieselsteinchen oder von der Sonne erwärmte Steinplatten. Ich fühle mich ganz befreit, so schuhlos, und meine Füße genießen die natürliche Massage auch...






Und noch etwas tue ich bzw. tue ich eben nicht, wenn ich auf dem Land bin. Ich schminke mich nicht mehr. In der Stadt kommt zumindest der Puderpinsel zum Einsatz, wenn ich vor die Tür gehe. Hier ist es mir schlicht und ergreifend wurscht, einen Pickel im Gesicht spazieren zu tragen, weil jeder Zweite gerade aus dem Kuhstall kommt und noch schlimmer aussieht als ich. Auch meine Klamotten  werden wieder lässiger und nach dem Kriterium ausgewählt, ob sie bequem sind, nicht ob sie zum Büro, die Einkaufspassage oder das Szeneviertel passen.
Es tut gut, sich ein paar Gedanken weniger machen zu müssen und ein bisschen mehr seine Natürlichkeit ausleben zu können.

An den Regentagen habe ich mit Ton gearbeitet und mich vom Garten inspirieren lassen. Herausgekommen sind ein paar aufhängbare Blätter, die ich weiß bemalen möchte. Außerdem habe ich einen Segensteller für unseren Hauseingang in Hamburg getöpfert. Mir fehlt nur noch ein passender Haussegen, den ich aufpinseln kann....


Vorgestern abend habe ich dann noch etwas ganz Besonderes entdeckt. Für einen kleinen Ahnenaltar habe ich nach Fotos meiner verstorbenen Großeltern väterlicherseits gesucht und dieses schöne Hochzeitsbild gefunden. Ich war noch ganz klein, als die beiden gestorben sind, deshalb habe ich wenig Erinnerungen an sie. Aber immer wieder sagt meine Mutter, wie ähnlich ich meiner Oma wäre, äußerlich und innerlich. Die beiden haben sich schon jung kennen gelernt, angeblich war es "die große Liebe". Mit Anfang 20 haben sie geheiratet. Meine Oma war sehr lebhaft, energisch und mitunter aufbrausend. Mein Opa war der ausgleichende Part, sehr ruhig und gelassen. Interessant, denn auch ich habe mir einen ruhigen Gegenpol zu meinem Temperament gesucht :-) Das Bild habe ich mir abfotografiert und werde es zuhause aufstellen.
Angefixt habe ich mich zu meiner Oma in die Küche gesetzt und mir ihre alten Fotoalben durchgeschaut. Sie hat mir von der Hochzeit meiner Eltern und Tanten erzählt und natürlich viel von ihrer schlesischen Heimat. Auch ein paar interessante Anekdoten über ihren Mann, meinen verstorbenen Opa mütterlicherseits, sind dabei ans Licht gekommen. Der Schelm war wohl früher angeblich der Frauenliebling im Dorf und hat mit mehreren Mädchen gleichzeitig angebandelt... Zur Strafe hat ihn meine Oma dann erst einmal versetzt und zappeln lassen, als er endlich auch sie entdeckt hat :-D

Das Wochenende hat mir gut getan. Nun packe ich meine Sieben Sachen und fahre wieder zurück ins Getümmel. Es gibt Zeiten, in denen ich auch das Stadtleben sehr genieße, die vielen unterschiedlichen Eindrücke und die Anonymität. Im Moment ist es nicht so. Vor allem fehlt mir der geschützte Rückzugsort in der Natur. Vielleicht muss ich doch schon früher aufs Land ziehen als geplant......

2 Kommentare:

  1. Klingt wirklich fabelhaft - und vor allem erholsam ;-)
    Wenn Du noch immer keinen Segenspruch für Deine Haustüre gefunden hast: Minverva (schwarze Elster) halt neulich auf Ihrem Blog einen Post über Schwellengeister und ein entsprechendes Ritual abgesetzt. Das fand ich total klasse, da kannst Du Dir vielleicht Inspiration holen.
    Wenn Du magst :)

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    1. Super, danke für den Tipp -da schaue ich doch gleich mal vorbei!

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